Autorenseite René Bote

Der Retter im Regen

Cover des Buchs Der Retter im Regen
18. Dezember 2020
25
978-3752691542
Books on Demand

Der Traum ihres Vaters ver­schlägt Stadt­kind Emma in ein Berg­dorf in Süd­tirol: In St. Vinzent können ihre Eltern eine Hut­macher-Werk­statt über­nehmen. Emma kommt kaum zum Luft­holen, so viel Neues prasselt auf sie ein, und sie ver­misst die Freun­dinnen, die sie zurück­lassen musste. Immer­hin lassen die Eltern ihr mehr Frei­heiten als vorher in der Stadt, doch gleich ihre erste Alm-Wande­rung droht zu einem Desas­ter zu werden.

„Der Retter im Regen“ ist der erste Band der Reihe um die elfjährige Emma, die es aus dem Ruhrgebiet in die südtiroler Alpen verschlägt, mit allen Herausforderungen, die das mit sich bringt.

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Das Buch gehört zur Serie Obocht, Emma!

Autorenplauderei: Sprach­verwir­rung

In der Ge­schichte zieht Emma nach Süd­tirol. Neben vielen anderen Dingen, an die sie sich gewöh­nen muss, wird eine Heraus­forde­rung die Sprache sein. Im Alltag wird sich das nicht so bemerk­bar machen, denn obwohl Süd­tirol seit 1919 zu Italien gehört, sprechen immer noch mehr als zwei Drittel der Bewoh­ner von Hause aus Deutsch. Da der Anteil italie­nischer Mutter­sprach­ler inner­halb Südt­irols von Süden nach Norden abnimmt, dürfte Emma in St. Vinzent nur wenige Men­schen treffen (Tou­risten ausge­nommen), deren Mutter­sprache Italie­nisch ist, und die wenigen dürften meisten­teils auch genug Deutsch ver­stehen, um sich mit ihr zu ver­ständi­gen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass alle Kinder in der Schule die jeweils andere Sprache lernen müssen: also die Kinder, die eine deutsch­spra­chige Schule besu­chen, Italie­nisch, und umge­kehrt. Was im Alltag für Emma recht hilf­reich sein könnte, dürfte ihr in der Schule aber Schwie­rig­keiten berei­ten, denn in der alten Schule hat sie Eng­lisch gelernt. Sie muss sich also ran­halten, um bei­zeiten halb­wegs auf den glei­chen Stand zu kommen wie ihre Klassen­kamera­den, die schon länger Italie­nisch lernen.

Emma war den Tränen nah. Es war ihre allererste Wanderung in den Bergen, und die drohte gleich ein Fiasko zu werden. Nicht nur, dass es in Strömen regnete, Emma hatte sich auch noch hoffnungslos verlaufen.

Sie war elf und wohnte erst seit einer Woche in Südtirol. Geboren war sie in Dortmund, und dort hatte sie auch ihr gesamtes bisheriges Leben verbracht. Der Abschied war ihr alles andere als leicht gefallen, auch wenn sie irgendwie verstand, dass ihr Vater die Chance, die sich ihm in St. Vinzent geboten hatte, nicht hatte liegen lassen wollen.

Emmas Vater hatte Hutmacher gelernt; das war sein absoluter Traumberuf, aber keiner, in dem man so leicht ein Auskommen fand. Notgedrungen hatte er eine zweite Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht, um seine Familie ernähren zu können, aber er hatte nie aufgehört, davon zu träumen, als Hutmacher zu arbeiten. Wie er von dem Hutmacherladen tausend Kilometer entfernt in den Alpen erfahren hatte, wusste Emma nicht, aber er hatte einen ganzen Abend mit dem Vorbesitzer telefoniert, und danach waren die Würfel gefallen gewesen. Natürlich hatte es noch Dinge zu klären gegeben, aber den Entschluss, den Hutmacherladen zu übernehmen, hatte davon nichts ins Wanken bringen können. Emma war von der Entwicklung komplett überrollt worden, und jetzt musste sie sich an eine völlig neue Umgebung gewöhnen, die so gar nichts mit der alten Heimat gemein zu haben schien.

Die Wanderung zur Gruber-Alm hatte ihre Mutter vorgeschlagen. Sie hatte gemeint, jetzt, wo sie in den Bergen lebte, sollte Emma die Natur ringsum auch erkunden. Emma hatte keine rechte Lust gehabt, sie litt noch viel zu sehr unter der Trennung von den alten Freundinnen in Dortmund, um neugierig zu sein. Trotzdem hatte sie schließlich zugestimmt, in der Hoffnung, dass die Wanderung sie ein wenig ablenken würde.