Mit Matti ins Museum? Was er erzählt, hört sich auf jeden Fall spannend an. Doch da sind auch noch die anderen – vielleicht doch besser verzichten, damit gar nicht erst Gerüchte aufkommen? Aber Stella hat ihren eigenen Kopf, und eigentlich ist ihr völlig egal, ob sie für den Rest der Klassenfahrt im Mittelpunkt des Geredes steht.
Autorenplauderei
Mich hat es vor ein paar Wochen für einige Tage nach Berlin verschlagen. Viel Zeit für Museen und Rundgänge hatte ich zwar nicht, aber ein bisschen was habe ich doch gesehen und dabei die Idee zu dieser Geschichte entwickelt.
Frau Markel war Lehrerin aus Leidenschaft. Ihr lag daran, ihren Schülern alles mit auf den Weg zu geben, was sie brauchten, um gut durchs Leben zu kommen. Sie unterrichtete Deutsch, Geschichte und Erdkunde, und eigentlich war der Unterricht bei ihr nicht schlecht. Sie wusste, wovon sie sprach, und konnte anschaulich erklären. Es gab nur wenige wirklich staubtrockene Themen, bei denen sie sich schwertat, sie spannend zu gestalten. Die Jungen und Mädchen aus der 7c, die sie derzeit als Klassenlehrerin in Deutsch und Geschichte unterrichtete, waren zufrieden.
Aber man konnte auch zu viel des Guten bekommen, und auf der Klassenfahrt nach Berlin wurde es dem einen oder anderen irgendwann tatsächlich zu viel. Die Klasse war am Montagmittag mit dem Bus angekommen, nach fünf Stunden Fahrt, und noch vor dem Einchecken im Hostel hatten sie eine Stadtrundfahrt mit einem der Busse gemacht, die ständig für Touristen durch die Stadt kreisten. Für den Nachmittag hatte Frau Markel eine Führung durch das Museum Topografie des Terrors gebucht, und nach dem Abendessen hatte sie vom Hostel aus noch einen Spaziergang zum Haus des Bundesrates mit der Klasse gemacht.
Auch der Dienstag war gesteckt voll gewesen mit Besichtigungen und Führungen. Den Jungen und Mädchen schwirrte der Kopf von so vielen Informationen, und die Kilometer hatten sich über den Tag auch zusammengeläppert.
Erst am Mittwoch gab es eine kleine Erholungspause, der Vormittag war zur freien Verfügung. Frau Markel behauptete, dass sie das Programm nicht zu voll packen wollte, aber die Schüler waren überzeugt, dass sie nur nichts gefunden hatte, was sie ihnen zeigen konnte. Entweder hatte sie nirgends mehr einen Termin bekommen, oder nur bei Sachen, die nicht zu erreichen waren.. Der Busfahrer legte seinen vorgeschriebenen Ruhetag ein, weit raus konnte die Klasse also nicht. Damit der Vormittag trotzdem nicht einfach vergeudet wurde, legte sie den Schülern einige Orte ans Herz, die sie sich anschauen konnten.
Natürlich würden die Siebtklässler genau diese Orte so gut wie möglich meiden. Sie hatten bereits eine Überdosis Geschichte bekommen und waren froh, endlich mal etwas anderes zu hören und zu sehen. Allenfalls würden sie einen Punkt herauspicken, den sie sich kurz anschauten, damit sie etwas vorzuweisen hatten, wenn Frau Markel sich mittags erkundigte, was sie sich angesehen hatten. Einige würden sich nicht mal diese Mühe machen und bloß ein paar Alibi-Infos googeln.
Und dann gab es noch mindestens einen, den nicht die Bohne interessierte, was die Lehrerin sagen würde, wenn er ihre Vorschläge komplett ignorierte: Matti.