Die Idee, dass die Sechstklässler den neuen Fünftklässlern als Paten über die ersten Tage an der neuen Schule helfen sollen, findet Marius eigentlich ganz gut. Sein Patenkind soll Pepe sein, so hat es die Lehrerin festgelegt, doch als er Pepe zum ersten Mal sieht, erlebt er eine gehörige Überraschung. Das muss doch ein Irrtum sein, oder? Aber Frau Unkauf hat sich etwas dabei gedacht, ihm Pepe zuzuteilen, und so bleibt Marius nichts anderes übrig, als sich mit Pepe zusammenzuraufen.
Zu diesem E-Book gibt es noch eine Kurzgeschichte, die ein paar Monate später spielt: Silvester mit Pepe
Autorenplauderei: Pepe als weiblicher Vorname
Ich kannte Pepe eigentlich nur als Jungennamen, aber vor einiger Zeit habe ich von einem Mädchen gehört, das sich so nannte. Ob das in diesem konkreten Fall ein Ruf- oder Spitzname war, weiß ich nicht, aber ich hatte die Idee zu meiner Geschichte. In dem Zusammenhang habe ich dann natürlich auch ein bisschen recherchiert und ein paar interessante Details zu dem Namen ausgegraben. Dass der Name aus dem Spanischen kommt, war mir klar, dass es eine Verniedlichung (von Kurzform kann man schwerlich reden bei gleicher Buchstabenzahl) von José, also Josef, ist, wusste ich dagegen nicht. Die Bloggerin Annette Traks schreibt, dass in Spanien beide Geschlechter oft Maria oder José mit einem zweiten Vornamen kombinieren, Pepe wäre in dem Sinne also irgendwie die Ableitung eines durchaus auch weiblichen Vornamens. Gebrauch gemacht wird davon aber offenbar nur sehr selten, unter zahlreichen Vornamen-Sammlungen habe ich nur zwei ausfindig machen können, die Pepe auch als Mädchennamen listen, und wenn es eine bekannte Frau mit diesem Namen gibt, dann ist sie mir entgangen.
„Pepe!“, las Marius murmelnd den Namen von dem Zettel, den ihm die Lehrerin gerade gegeben hatte. „Scheint ein Spanier zu sein.“ „Oder aus Südamerika“, ergänzte sein Banknachbar und bester Freund Albin. „Da sprechen sie ja auch Spanisch. Kannst ja fragen, wenn du ihn triffst.“ „Mal schauen.“ Marius zuckte mit den Schultern.
Die 6c hatte eigentlich Bio, aber Frau Unkauf, die Lehrerin, erlaubte sich, ein paar Minuten von der Stunde abzuzwacken. Zwei Tage zuvor hatte das neue Schuljahr begonnen, und Frau Unkauf hatte eine der neuen Fünften als Klassenlehrerin übernommen. Weil für die Kinder natürlich alles neu war, wollte sie jedem einen Paten an die Seite stellen, der ihm half, sich zurechtzufinden. Die Sechstklässler, die im letzten Schuljahr auch schon Bio bei ihr gehabt hatten, hatte sie ausgewählt, weil sie sich einerseits auskannten an der Schule, andererseits aber auch nicht so viel älter waren, sodass sich vielleicht sogar richtige Freundschaften bilden konnten. Um Pärchen zusammenstellen zu können, die möglichst gut zueinander passten, hatte sie die 6c am Vortag schon Zettel ausfüllen lassen mit Hobbys, Vorlieben und Abneigungen. Auch ihre Fünftklässler, die am ersten Schultag noch freigehabt und gestern nur ihre Klassenlehrerin kennengelernt und ihre Stundenpläne bekommen hatten, hatte sie etwas über sich schreiben lassen. Jetzt bekamen Marius und seine Kameraden jeder einen Zettel, auf dem der Name des zukünftigen Patenkindes stand.
Marius war sich noch nicht sicher, was er von der ganzen Sache halten sollte. Die Idee fand er nicht schlecht, er erinnerte sich noch daran, wie oft er sich vor einem Jahr in den ersten Tagen im Schulgebäude verirrt hatte, und wenn Pepe cool drauf war, dann würde es vielleicht sogar lustig sein, ihn rumzuführen. Vielleicht konnte er sich dann auch mit Albin zusammenzutun, und mit dem Jungen, der ihm zugeteilt worden war. Aber was, wenn Pepe voll blöd war? Schließlich kannte Frau Unkauf ihn ja auch so gut wie gar nicht, und schreiben konnte er viel. Na ja, im schlimmsten Fall würde er eben die zwei oder drei Wochen durchhalten müssen, bis Pepe ohne ihn auskam, länger würde es wohl nicht dauern, hatte auch Frau Unkauf gesagt, auch wenn natürlich nichts dagegen sprach, dass die Kinder sich weiterhin trafen, wenn sie sich gut verstanden. Vorerst hoffte Marius einfach, dass es gut laufen würde mit Pepe.