Autorenseite René Bote

Marnie und das zweite Kind

Cover des Buchs Marnie und das zweite Kind
17. Dezember 2022
28
978-3756879625
Books on Demand

Rein zufäl­lig schaut Marnie ihrem Vater über einen Moment über die Schul­ter, als er alte Fotos sor­tiert. Doch dieser Moment könnte ihr Leben auf den Kopf stellen. Zusam­men mit ihrer besten Freun­din Liliana macht sie sich auf, viel­leicht ihre Fami­lien­ge­schichte neu zu schrei­ben.

E-Book €0,99

Autorenplauderei: Mehr Eigen­bau

Wer dieses Buch mit meinen frühe­ren Ver­öffent­lichun­gen ver­gleicht, wird Unter­schiede in der Text­gestal­tung fest­stellen. Das ist kein Zufall, sondern bedingt durch den Wechsel des Werk­zeugs, mit dem das Buch er­stellt wurde. Bislang bot BoD, der Dienst­leister, über den ich meine Bücher in den Handel bringe, einen Online-Editor an, mit dem E-Books gestal­tet werden konnten, und ich habe dieses Angebot gern genutzt, weil ich zu Anfang nicht viel Ahnung davon hatte, wie ein E-Book zu­sammen­gesetzt ist. Dieser Editor wird nun jedoch einge­stellt, ich muss also auf andere Edi­toren zurück­greifen, um die E-Books zu erstel­len. Mittler­weile schreckt mich das jedoch nicht mehr, weil ich inzwi­schen weiß, dass „unter der Haube“ alte Be­kannte stecken, vor allem HTML, mit dem ich gut umgehen kann. Inso­fern ist die Umstel­lung für mich kein Problem, zumal ich mit Klassen­fahrt? – Wir machen das! ja bereits ein Buch mit unge­wöhn­licher Gestal­tung außer­halb des BoD-Editors er­stellt habe.

Tech­nisch wäre es ein Kinder­spiel, das be­kannte Layout zu über­nehmen. Aller­dings steht dem das Copy­right ent­gegen, das BoD auf diesen Entwurf hat, und ganz ehrlich, wenn ich das E-Book schon ander­weitig ge­stalte, dann möchte ich auch kom­plett mein eigenes Ding machen. Da wird sich sicher­lich im Lauf der Zeit einiges ent­wickeln, und auch wenn mich die Nach­richt von der Abschaf­fung des Online-Editors zu­nächst unan­genehm über­rascht hat, freue ich mich irgend­wie auch, dass ich so einen Anlass habe, mehr Experi­mente zu wagen. Leid tut es mir aller­dings für jene Autoren, die sich weniger gut in den nötigen Tech­niken aus­kennen, denn gerade für die war der Editor von BoD sicher­lich eine wert­volle Hilfe.

Eigentlich war Marnie auf dem Weg in die Küche, doch als ihr Blick durch die offene Tür ins Schlafzimmer fiel, stutzte sie. Dass ihr Vater am Computer saß, wunderte sie nicht, er arbeitete öfter von zu Hause aus und hatte sich dafür extra die kleine Büroecke eingerichtet. Allerdings hatte er dann irgendwelche Excel-Dateien und Dokumente auf dem Bildschirm, keine Fotos, die noch dazu ziemlich irre aussahen. Die obere Hälfte des Bilds war ein ganz normales Urlaubsfoto, irgendwo am Strand, aber das Meer in der unteren Hälfte war knall-lila mit einem quietschgrünen Rand.

„Was ist das denn?“, fragte sie. „Hast du Urlaub in einem Spiel gemacht, oder was?“ Ihr Vater schaute auf und grinste verlegen. „Schön wär’s!“, sagte er. „Dann hätte ich jetzt weniger Arbeit. Nein, das ist ein Programm, das gelöschte Dateien wieder herstellen kann. Ich war zu schnell mit dem Löschen und hab nicht gemerkt, dass ich Dateien markiert hab, die ich noch brauche.“ „Sortierst du Bilder?“, folgerte Marnie, doch ihr Vater schüttelte den Kopf. „Nein, alte Steuerunterlagen. Ich will im Januar direkt mit der Steuererklärung anfangen, und ich dachte, ich lösche mal den ganzen Kram, den wir wirklich nicht mehr aufzuheben brauchen. Uralte Handwerkerrechnungen und so. Aber das Programm sucht ziemlich gründlich, das findet auch Sachen, die schon vor Jahren gelöscht wurden. Das Foto ist zum Teil überschrieben worden, deshalb das ganze Lila und Grün.“

Marnie schaute genauer hin, aber sie interessierte weniger das, was offenbar nicht mehr lesbar war, als vielmehr der unbeschädigte Teil. Dort war ihr Vater zu sehen, ein gutes Stück jünger noch, und im Arm hielt er eine Frau. „Wer ist denn das?“, fragte Marnie neugierig. Für einen kurzen Augenblick hatte sie Angst, dass ihr Vater eine Geliebte hatte, aber das war Unsinn. Erstens war sie sicher, dass er nur ihre Mutter liebte, und zweitens wäre er bestimmt nicht so gelassen gewesen, wenn sie dabei gewesen wäre, einen Seitensprung aufzudecken.