Pauline ist endlich in der neuen Stadt heimisch geworden und hat Freunde gefunden. Der beste Freund von allen aber bleibt Robin, und die Freundschaft beschränkt sich längst nicht mehr auf gemeinsames Kochen und Backen. Doch wie sehr sich diese Küchengemeinschaft wirklich schon verselbständigt hat, merkt Pauline erst, als eine Bitte von Robins Eltern eine völlig neue Dimension eröffnet.
Autorenplauderei
Freundschaft aus der Küche – Eine neue Dimension ist die Fortsetzung zu Freundschaft aus der Küche. Eigentlich war die Geschichte um die Hamburger Deern Pauline, die unfreiwillig im Ruhrgebiet einen Neuanfang machen muss, nicht auf einen Folgeband ausgelegt; dass die Bedeutung von Robins Andeutung ganz am Ende nicht vollständig aufgelöst wird, war deshalb auch kein geplanter Cliffhanger. Im Nachhinein ist es natürlich ganz günstig, dass ich die erste Geschichte so ohne definitive Entscheidung gelassen habe, sonst hätte es diese zweite schwerlich geben können.
Die Leseprobe stammt ausnahmsweise nicht direkt vom Buchanfang, weil ich zu Beginn des Buches für alle, die Freundschaft aus der Küche nicht gelesen haben, kurz umreisse, wie es Pauline aus Hamburg ins Ruhrgebiet verschlagen hat und welch schweren Start sie in der neuen Heimat hatte.
Alles in allem war die Woche in Hamburg schön, aber nicht so schön, wie Pauline es sich vorher vorgestellt hatte. Der Abschied fiel ihr nicht so schwer wie im Frühjahr beim Umzug, obwohl sie wusste, dass sie frühestens in den Herbstferien Ende Oktober wiederkommen würde; vielleicht würde aber auch Nina zu ihr kommen in der einen Woche, die ihre Ferien sich überschnitten, das stand noch nicht fest.
Als sie zu Hause aus dem Zug stieg, erlebte sie eine Überraschung: Sie wurde erwartet. Robin hatte sich strategisch günstig so postiert, dass er alle Wege vom Bahnsteig nach unten im Auge behalten konnte, bemerkte Pauline aber erst, als sie, noch einige Schritte von ihm entfernt, seinen Namen rief. Er hatte die letzten Wagen des Zuges nicht im Blick gehabt, und genau dort hatte Pauline gesessen; verpassen hätte er sie trotzdem nicht können, denn einen der Abgänge musste sie ja schließlich benutzen, wenn sie nicht verbotenerweise über die Gleise gehen wollte.
Pauline konnte nicht verhindern, dass in ihrer Stimme deutlich die Überraschung mitschwang, und vor allem auch Freude, dass er gekommen war, um sie in Empfang zu nehmen. Verabredet hatten sie das nicht, er war selbst erst am Abend zuvor mit seinen Eltern von der Ostsee zurückgekommen. Pauline konnte sich auch nicht entsinnen, ihm gegenüber mehr als nur eine grobe Zeit erwähnt zu haben, wann sie zurückkommen würde, er musste sich also auch noch die Mühe gemacht haben, herauszufinden, welchen Zug sie nahm.
„Hi!“, begrüßte Pauline ihn. „Wie komm ich denn zu der Ehre?“ „Langeweile“, behauptete Robin und lachte. „Quatsch, ich hab Neuigkeiten. Meine Eltern haben einen Spezialauftrag für uns.“ „Lass hören!“, forderte Pauline ihn auf. Inzwischen hatten sie die Treppe erreicht und stiegen nach unten. Pauline hatte nur einen kleinen Koffer, dafür lohnte sich der Umweg zum Aufzug nicht.
„Also“, hob Robin an, offensichtlich unsicher, wo er anfangen sollte. „Meine Eltern haben demnächst Silberhochzeit.“ Er nannte das eigentliche Datum, das in die erste Schulwoche nach den Sommerferien fiel. Weil an einem Werktag zu viele Freunde und Verwandte nicht gekonnt hätten, würde die Feier nicht am Tag des Ehejubiläums selbst stattfinden, sondern am Samstag darauf. „Eigentlich wollten sie es so machen, dass ein Partyservice das Essen bringt“, fuhr Robin fort. „Ich meine, mit vierzig Leuten im Restaurant, das könnte man ja kaum bezahlen. War auch alles schon fix gebucht, aber jetzt ist der Typ abgesprungen. Angeblich wären ihm Leute ausgefallen.“ „Angeblich?“, wiederholte Pauline verwundert. „Meinst du, das ist gelogen?“ Robin zuckte mit den Schultern. „Ich war nicht da, als er angerufen hat“, erklärte er. „Aber Papa meint, der hätte wohl einen Auftrag reingekriegt, bei dem mehr rausspringt.“ „Gewagt“, stellte Pauline fest. „Wenn sich sowas rumspricht, dann kriegt er bald gar keine Aufträge mehr. Aber für euch ist das natürlich extrem blöd.“ Ob Robin und seine Eltern an das gedacht hatten, was ihr jetzt spontan durch den Kopf ging?
Robin bestätigte ihre Feststellung, dass die ziemlich kurzfristige Absage seine Eltern vor Probleme stellte, mit einem Nicken. „So kurz davor noch einen anderen Partyservice zu finden, der was taugt, das dürfte schwierig werden“, sagte er. „Papa hat schon rumtelefoniert wie blöd, aber keiner hatte mehr was frei für den Tag.“ „Ich ahne was“, meinte Pauline. „Wir sind ihre letzte Hoffnung, wie?“