Im letzten Moment kann Tim verhindern, dass die Hündin des alten Herrn von Bowel einen gefährlichen Köder frisst. Aber wer ist so gemein, solche Köder auszulegen? Gemeinsam mit seiner Kameradin Emma geht Tim auf eine gefährliche Mission …
Die Idee zu dieser Geschichte ist leider nicht aus der Luft gegriffen. Hundeköder tauchen immer wieder auf, und man nur raten, warum jemand so etwas macht. Nicht immer geht das so glücklich aus wie in dieser Geschichte.
Es war reiner Zufall, dass Tim gerade in diese Richtung sah, als der bunte Mischling etwas aus dem Gras fischte. Er hatte sich gerade von seinem besten Freund verabschiedet, mit dem er den Nachmittag über auf dem Spielplatz gebolzt hatte, und war selbst auf dem Heimweg.
Etwas blitzte in der untergehenden Sonne, und Tim erschrak. Warum er sofort die Gedankenverbindung herstellte, wusste er selbst nicht, aber der Hund musste einen Köder gefunden haben, der mit Glasscherben gespickt war. „Nein!“, rief er. „Aus!“
Doch der Hund schaute nur kurz auf und widmete sich dann wieder seinem Fund, einer Fleischwurst, wenn Tim es richtig sah. Wo war Herrchen oder Frauchen? Ah, da, der alte Herr war etwas zurückgeblieben und klaubte gerade einen Haufen auf. Er hatte offensichtlich nichts gemerkt, und er war auch zu weit weg, um noch irgendwas tun zu können.
Es gab nur eins, was den Hund davon abhalten konnte, den Köder zu fressen und sich mindestens schwer zu verletzen. Wozu war Tim der beste Freistoßschütze seines Teams? Er ließ den Ball, den er mit den Händen auf den Boden geprellt hatte, fallen, nahm kurz Maß und schoss als hätte er eine Lücke seitlich der Mauer entdeckt, durch die er den Ball mit Vollspann ins lange Eck setzen konnte.
Der Hund wurde seitlich an der Schulter getroffen, und die Kraft des Schusses warf ihn glatt um. Die Wurst flog ihm aus dem Maul und im hohen Bogen davon. Gerettet!
Tim spurtete los, um zu verhindern, dass der Hund sich die Wurst wiederholen konnte. Auch das Herrchen war aufmerksam geworden und eilte heran, war aber nicht mehr so schnell zu Fuß und hätte den Hund deshalb erst weit nach Tim erreicht, wäre der nicht unterwegs aufgehalten worden.
Er sah das Mädchen, das von rechts auf ihn zukam, nur aus den Augenwinkeln, und beachtete es zunächst nicht. Er kannte es, Emma wohnte ein paar Straßen entfernt, sie waren zusammen im Kindergarten gewesen und in der Grundschule in Parallelklassen. Sie war ok, aber Tim hatte einfach Wichtigeres zu tun als sie zu begrüßen.
Doch Emma hatte die Situation offenbar komplett missverstanden. Sie sprang ihm in den Weg und packte ihn mit beiden Händen am Kragen. „Spinnst du?“, schrie sie ihn an. „Wie kannst du auf den Hund schießen?“ Die Wut trieb ihr Tränen in die Augen, doch Tim hatte gerade keine Zeit für lange Erklärungen. Er packte Emmas Handgelenke, riss ihre Hände von seinem Pulli weg und schubste sie zurück, ehe sie erneut zugreifen konnte.
Nur noch nebenbei bekam er mit, dass Emma den Stoß nicht abfangen konnte und nach zwei hastigen Schritten rückwärts, mit denen sie vergeblich das Gleichgewicht wiederzufinden versuchte, auf den Po fiel. Das tat sicher gemein weh, und Emma schrie auf, aber da war Tim schon wieder unterwegs, und gleich darauf kniete er neben dem Hund, der sich gerade wieder aufrappelte.
Vorsichtig hielt er dem Hund die Hand hin, und der Hund begann zu schnuppern. „So ist’s brav!“, lobte Tim leise. Er mochte Hunde, hatte aber kaum Erfahrung mit ihnen, weil seine Mutter eine Tierhaarallergie hatte. Zu seiner Erleichterung nahm der Hund ihm den Volltreffer offenbar nicht übel, oder er hatte nicht gemerkt, wer dafür verantwortlich war. Er schien unverletzt zu sein, er verhielt sich nicht so als hätte er Schmerzen, und Tim sah auch kein Blut.