Als Verkäuferin auf dem Weihnachtsmarkt will Carla ihr Taschengeld aufbessern. Doch bei der Abrechnung entdeckt ihr Chef Falschgeld in der Kasse. Nur Carla kann den falschen Fünfziger angenommen haben. Herr Bobig wirft sie raus, und den Schaden muss sie von ihrem Lohn ersetzen. Da hilft nur eins: Carla muss den Fälscher finden, um wenigstens ihr Geld zurückzubekommen. Aber wie? Allein hat sie keine Chance, und helfen kann ihr nur eine ehemalige Klassenkameradin. Aber Tabea hält sich doch am liebsten aus allem raus, oder?
Autorenplauderei: Spontane Geschichte
Diese Geschichte entstand mehr oder weniger aus dem Bauch heraus im Lauf eines Wochenendes. Es gibt kein Storieboard dazu, das die Handlung und die Charaktere grob umreißt; ich habe aus einer vagen Idee heraus angefangen, und der Rest hat sich während des Schreibens entwickelt. Dabei ist das Ergebnis auch weit umfangreicher geworden als erwartet, so dass sich eine Veröffentlichung als E-Book lohnt.
Es war erst Carlas zweiter Tag als Aushilfe auf dem Weihnachtsmarkt, und so, wie es im Moment aussah, auch ihr letzter. Ihr war ein Lapsus unterlaufen, und ihr Chef war ultrasauer. Im Moment sah es nicht so aus, als ob Herr Bobig sie weiter bei sich arbeiten lassen würde, selbst wenn sie den Schaden beglich. Sie war sich auch nicht sicher, ob sie den Job überhaupt weitermachen wollte; sie würde immer Angst haben, den gleichen Fehler noch einmal zu machen.
Carla war vor zwei Wochen 16 geworden und wollte sich vor Weihnachten ihr Taschengeld aufbessern. Christbaumkugeln, Krippenfiguren und weihnachtlich bemaltes Porzellan zu verkaufen, war kein Traumjob, aber auch keine Knochenarbeit, und es gab 9,50 Euro die Stunde dafür. Sie hatte sich ausgerechnet, dass sie mit zwei, maximal drei Nachmittagen Arbeit pro Woche bis zum Fest 300 Euro oder mehr verdienen konnte. Das war ein Vielfaches dessen, was sie für Weihnachtsgeschenke ausgeben wollte; ihr Sparbuch hätte sich gefreut über den Zuwachs. Doch dieser Traum war ausgeträumt, und sie musste froh sein, dass sie nicht noch ein Minus machte.
Sie hatte eben Feierabend gemacht, und als sie Herrn Bobig die Kasse übergeben hatte, hatte er darin einen gefälschten Schein gefunden. Den musste er nun bei der Polizei abliefern, wenn er sich nicht strafbar machen wollte, und Ersatz würde er nicht dafür bekommen. Dass Carla die fünfzig Euro, die er auf diese Weise verlieren würde, von ihrem Lohn ersetzte, wäre noch das Mindeste, meinte er. Nur sie konnte die Blüte angenommen haben, und das stritt sie auch nicht ab. Als sie vorhin die Kasse übernommen hatte, waren einige Zwanziger als Wechselgeld drin gewesen, aber kein Fünfziger.
Carla fragte sich, wie sie die Blüte eigentlich hätte erkennen sollen. Natürlich hatte sie sich jeden Schein angeschaut, ehe sie ihn in die Kasse gelegt hatte, aber sie war keine Expertin für Falschgeld. Herr Bobig hatte so einen Stift, mit dem man Banknoten auf Echtheit prüfen konnte, damit war es natürlich einfach, aber den hatte er in der Tasche gehabt. Carla hatte ohne Hilfsmittel auskommen, und der Stand war auch nicht gerade toll beleuchtet.
Doch davon wollte Herr Bobig nichts wissen. Sie hätte genauer hinsehen müssen, wischte er ihren Einwand weg, dann wäre das nicht passiert. Aber offenbar hätte sie sich keine Mühe geben, und er hätte keine Lust, jeden Tag Blüten zur Polizei zu tragen. Mit anderen Worten: Carla war fristlos entlassen. Ganz tolle Bilanz – vom Lohn für sechs Stunden Arbeit blieben ihr ganze sieben Euro, und anschnauzen lassen durfte sie sich noch obendrein. Wahrscheinlich würde sie auch noch zur Polizei müssen, um zu erklären, dass sie sich leider nicht erinnern konnte, wer ihr die Blüte gegeben hatte. Wenn sie das wüsste, dann hätte sie den falschen Schein schließlich gar nicht erst angenommen! Außerdem lagen insgesamt sieben Fünfziger in der Kasse, und selbst wenn Carla sich an alle Kunden dazu hätte erinnern können, hätte sie immer noch nicht gewusst, wer davon mit der Blüte bezahlt hatte.