Autorenseite René Bote

Herzlich gefangen

Cover des Buchs Herzlich gefangen
1. Dezember 2019
25
978-3750417670
Books on Demand

Eigent­lich ist Maurice an allem schuld. Schließ­lich kommt er nach der Party viel zu spät, und er ist auch der Letzte, der Jakob gesehen hat. Doch bei genaue­rer Betrach­tung ist das alles für Beatrix kein Grund, sich zu ärgern …

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Autorenplauderei: Eine alte Ge­schichte

Manche Geschich­ten sind schon gut abge­hangen, ehe der erste Leser sie zu Gesicht bekommt. So war es auch mit Herz­lich gefangen, denn die Idee dazu ent­stand schon 2014, wurde notiert und jetzt wieder hervor­gekramt. Dabei hat die ursprüng­liche Idee auch eine ziem­liche Wand­lung erfahren: Ich hatte mir vage vor­gemerkt, dass ein Streich eine Rolle spielen sollte, aber als ich mir jetzt über­legt habe, wie genau dieser Streich aus­sehen könnte, musste ich das Drum­herum anpassen. So sieht die Ge­schichte deut­lich anders aus, als ich sie mir vor fünf Jahren vorge­stellt habe, aber ich finde, das ist kein Schaden; im Gegen­teil, ich mag es, wenn meine Ge­schichten auf diese Weise ein Eigen­leben ent­wickeln.

Der Herbst zeigte sich von seiner goldenen Seite, aber wenn man der Wetter-App glauben durfte, dann würde es vorerst der letzte und warme und sonnige Tag sein. Schon in der Nacht sollte es sich zuziehen, und für die nächsten Tage waren ergiebige Regenfälle angesagt.

Jakob nutzte das schöne Wetter zu einer Grillparty im Garten seiner Großeltern. Er hatte im September Geburtstag gehabt, den er jetzt mit seinen Freunden nachfeierte. Natürlich hätte er auch einen Plan B gehabt für den Fall, dass das Wetter zu schlecht war, aber das wäre bestimmt nicht so schön gewesen.

15 Freunde hatte Jakob eingeladen, 14 waren gekommen. Nur Frieder, der in die Parallelklasse ging und mit Jakob im Ruderverein war, hatte absagen müssen, er hatte irgendeine Aktion mit den Pfadfindern. Die Jungen waren deutlich in der Überzahl, aber Jakob hatte auch drei Mädchen eingeladen, Beatrix und Angelina aus seiner Klasse und Danuta, die zwar auf eine andere Schule ging, aber zwei Häuser neben ihm wohnte.

Die Stimmung war bestens. Zusammen mit seinen Eltern hatte Jakob für ein üppiges Buffet gesorgt, im Hintergrund lief Musik, und alle hatten Spaß. Ein besonderes Programm brauchte es nicht, es wurde einfach gequatscht, ab und an mal getanzt, rumgeblödelt… Ein paar Jungs schnappten sich irgendwann mal einen Frisbee aus der Hütte, Loic gab eine Kostprobe seines Könnens als Breakdancer, und Ole spielte Szenen aus dem Programm eines Comedians nach, den er vor kurzem live auf der Bühne gesehen hatte.

Aber auch die schönste Party ging irgendwann zu Ende, die Ersten wurden bereits um halb neun abgeholt, und gegen neun leerte sich der Garten rasch. Zusammen mit Ole machte Jakob sich ans Aufräumen, das war vorher verabredet gewesen, und lange brauchen würden sie dafür auch nicht. Deshalb hatte Jakob auch sonst niemanden gefragt, ob er mit anpacken könnte, aber Beatrix und Angelina gingen den beiden Jungen unaufgefordert zur Hand.

***

Beatrix fand, dass es sich einfach so gehörte. Jakob hatte die Party ausgerichtet, er hatte alles vorbereitet und die Meute kostenlos durchgefüttert. Natürlich hatten ihm seine Eltern geholfen und sicherlich auch Getränke und Zutaten für das Essen bezahlt, aber trotzdem. Dass sie und Angelina beim Aufräumen halfen, damit er nicht noch die halbe Nacht damit beschäftigt war, war das Mindeste.

Jakob freute sich über die Hilfe, wunderte sich aber auch, ob Beatrix und Angelina nicht nach Hause mussten. „Eigentlich schon“, antwortete Angelina trocken. „Aber mein Bruder soll uns abholen, und der kommt nie pünktlich. Wie ich ihn kenne, braucht der bestimmt noch eine Viertelstunde, und ein paar von seinen Freunden hat er garantiert auch dabei.“