Autorenseite René Bote

Geschichte von zweien, die kein Paar sind und sich doch am Valentinstag verabreden

Cover der Kurzgeschichte Geschichte von zweien, die kein Paar sind und sich doch am Valentinstag verabreden

Am Morgen des 14. Februar war auf viel Getuschel zu beobachten auf dem Schulhof der städtischen Gesamtschule. Vor allem in den unteren Jahrgängen sorgte der Valentinstag für Aufregung, die älteren gingen damit zumindest nach außen hin entspannter um. Etwas versteckter herrschte aber auch bei einigen von denen sicherlich Aufregung, Vorfreude auf eine Verabredung am Nachmittag oder Abend, vielleicht auch Neugier, wenn sie wussten oder zumindest ahnten, dass eine Überraschung ins Haus stand.

 

Nino blieb davon unberührt. Er hatte zurzeit keine Freundin, und es gab auch kein Mädchen, in das er ernstlich verliebt gewesen wäre. Auch bei seinen Freunden war das Thema gerade nicht so präsent, nur einer von ihnen war seit ein paar Wochen mit einem Mädchen aus der Parallelklasse zusammen und würde den Valentinstag mit seiner Freundin begehen; wie, das hatte er nicht verraten.

 

In der dritten Stunde hatte Nino eine Freistunde. Das sollte in der Unter- und Mittelstufe eigentlich vermieden werden, aber wegen der Wahlkurse ging es manchmal doch nicht ohne. Meistens nutzte Nino die Zeit, um einen Teil der Hausaufgaben wegzuarbeiten, umso mehr Freizeit hatte er am Nachmittag.

 

Oft waren es dieselben Gesichter, die er im Aufenthaltsraum sah. So war es zumindest im ersten Halbjahr gewesen, da hatten seine Freistunden noch anders gelegen. Das zweite Halbjahr hatte ja gerade erst begonnen, aber Nino war sicher, dass sich auch da immer wieder dieselben Leute zusammenfinden würden; sicherlich teilweise andere als im ersten Halbjahr, aber eben doch immer dieselben, die zur gleichen Zeit eine Freistunde hatten. Zu tun hatte er mit den meisten herzlich wenig, er kannte eben im Lauf der Zeit die Gesichter, mit dem einen oder anderen wechselte er gelegentlich ein paar Worte.

 

Eine Ausnahme waren die Leute aus seiner Stufe: Elvir aus seiner Klasse, David aus der 8a und Antonia und Ilka aus der 8c. Mit ihnen machte er schon mal Hausaufgaben, quatschte eine Weile oder zockte irgendwas. David hatte meistens ein Kartenspiel dabei, er spielte regelmäßig Doppelkopf, war aber beim Mau-Mau nicht besser als die anderen.

 

An diesem Morgen war nur Antonia da, sie kam kurz nach Nino, und wie sie sich auf das alte Sofa hinten an der Wand fallen ließ, wirkte sie schwer genervt. „Was ist los?“, fragte Nino spontan. „Ärger?“ „Nicht wirklich“, antwortete Antonia. Sie schien etwas überrascht zu sein, dass er sie ansprach, aber nicht unwillig. Vielleicht tat es ihr einfach gut, mal zu erzählen, was sie so nervte, und er würde nichts weiterquatschen.

 

„Es ist wirklich nichts Schlimmes“, fuhr Antonia nach einer kurzen Pause fort. „Aber irgendwie geht mir das Ganze mit Valentinstag und allem auf den Keks. Ich meine, ich gönn’s ja allen, ehrlich, aber … na ja, ich dachte, man könnte heute mal wieder irgendwas draußen machen, bei dem schönen Wetter. Die ganze letzte Zeit war’s ja nur so trüb und nasskalt, ist das erste Mal seit Wochen, dass es mal wieder so schön sonnig ist.“ „Aber keiner hat Zeit“, folgerte Nino. Das war ja nun auch nicht mehr schwer zu erraten.

 

Antonia nickte. „Entweder sind sie verabredet, oder sie halten sich den Nachmittag frei, weil sie hoffen, dass …“ Sie ließ den Satz in der Luft schweben, wollte offenbar vermeiden, eine ihrer Freundinnen in die Pfanne zu hauen. Aber Nino verstand auch so, mindestens eine von Antonias Freundinnen hoffte darauf, von ihrem Schwarm überrascht zu werden. Er wollte gar nicht wissen, um wen es ging, das war die Privatsache der Betreffenden.

 

„Aber alleine macht’s auch keinen Spaß“, schloss Antonia. „Mal schauen, vielleicht gehe ich eine Runde spazieren, damit ich nicht den ganzen Tag zu Hause hänge.“ „Dann hast du immerhin frische Luft“, meinte Nino.

 

Damit schien alles gesagt. Aber sich einfach wieder in seine Hausaufgaben zu vertiefen, schaffte Nino auch nicht, es war irgendwie so ein vages Gefühl, dass er Antonia nicht einfach sich selbst überlassen wollte. Sie würde es schon überstehen, wenn mal einen Nachmittag keine von ihren Freundinnen Zeit hatte, aber Nino verstand schon, dass es ein blödes Gefühl war für sie gerade.

 

„Hast du eigentlich eine Verabredung heute?“, fragte Antonia nach einer kurzen Pause. Das war ihr wohl rausgerutscht, gleich darauf biss sie sich auf die Lippen. Aber Nino war ihr nicht böse; dass er gerade in keiner Beziehung war, war kein Geheimnis. Er schüttelte den Kopf. „Weiß auch noch nicht so genau, was ich heute mache.“

 

Wieder schien das Gespräch in einer Sackgasse gelandet zu sein. Dann hatte Nino plötzlich eine Idee. „Kennst du Geocaching?“, fragte er. Antonia stutzte, der Themenwechsel überraschte sie. „Ich weiß, was es ist“, antwortete sie. „Gemacht hab ich’s nie. Warum fragst du?“ „Nur so ein Gedanke“, wiegelte Nino ab. „Ich hab letztens noch was darüber gesehen, ein Video von einem, der hier aus der Gegend kommt. War schon irgendwie cool, und ich dachte, das könnte ich mal ausprobieren. Müssen ja nicht gleich Caches sein, die wer weiß wie gut versteckt sind und wo man noch durch irgendwelche Ruinen klettern muss. Gibt ja auch einfachere. Ich dachte gerade, wenn du Bock hast, könnten wir’s heute Nachmittag mal versuchen. Das Wetter ist top, hast du ja selbst gesagt, und einen Cache, der nicht zu schwer ist, gibt’s bestimmt irgendwo in der Nähe. Gibt ja mittlerweile überall welche.“

 

Damit hatte Antonia nicht gerechnet. Wie hätte sie auch sollen? Es war Nino ja selbst gerade erst eingefallen, und wenn ihm früher am Morgen jemand erzählt hätte, dass er Antonia vorschlagen würde, den Nachmittag zusammen zu verbringen, dann hätte er denjenigen ausgelacht. Das war nichts gegen Antonia, Nino fand sie in Ordnung, sie hatten nur einfach nicht viel miteinander zu tun.

 

Genau aus diesem Grund hätte Nino ihr auch nicht verdenken können, wenn sie abgelehnt hätte. Doch Antonia überlegte nicht lange und nickte lächelnd. „Hört sich gut an“, meinte sie. „Wenn’s dich nicht stört, eine totale Anfängerin mitzuschleppen, dann bin ich dabei.“ „Ich mache das ja auch zum ersten Mal“, beruhigte Nino sie.

 

Damit stand die Verabredung, und die beiden recherchierten gemeinsam, welche Caches, also versteckte „Schätze“, es in der Umgebung gab. Da gab es Internetseiten mit Listen, die man nach Ort und Schwierigkeitsgrad filtern konnte.

 

„Wie wär’s mit dem hier?“, schlug Antonia vor und deutete auf einen Eintrag in der Liste. Sie war dicht an Nino herangerückt, um mitlesen zu können. „Die Ecke kenne ich, da sind meine Eltern oft mit mir spazieren gewesen, als ich noch klein war. War schon eine Weile nicht mehr da, aber das macht ja nichts.“

 

Nino rief den Link auf, der zu den Details führte. „Sieht gut aus“, meinte er, nachdem er die Beschreibung überflogen hatte. Der Cache sollte in einem Waldstück liegen, in der Nähe eines einfachen Unterstands, wo Wanderer Schutz vor Regen suchen konnten. Das hieß: Die Einstufung als leicht zu finden stimmte vermutlich, es brauchte keine sportliche Höchstleistung, um hinzukommen, und man musste nicht auf Gelände, das zu betreten eigentlich verboten war.

 

Zu spät aufbrechen durften sie allerdings nicht, denn Mitte Februar wurde es immer noch früh dunkel. Bei Dunkelheit im Wald herumzutappen, war nicht unbedingt ratsam, und vielleicht würden sie den Cache dann auch nicht finden.

 

***

 

Um kurz vor drei trafen sie sich am Busbahnhof in der Innenstadt. Der war für beide gut zu erreichen, und sie hatten zu Hause in Ruhe zu Mittag essen können. Nino hatte sogar schon den größten Teil der Hausaufgaben erledigt, nur für Geografie würde er noch eine Seite lesen müssen.

 

Er hatte einen kleinen Rucksack dabei, der alles enthielt, was er eventuell brauchen würde. Was vor ihm lag, war eher ein Spaziergang als eine Expedition, trotzdem wollte er nicht auf Regenschutz und etwas Proviant verzichten. Auch die Powerbank für sein Handy hatte er dabei, die GPS-Funktion schlug ziemlich auf den Akku. Die Beschreibung des Caches hatte er gespeichert. In einer Seitentasche steckte ein Schlüsseletui, das sein Vater irgendwann mal als Werbegeschenk bekommen und direkt in die Kiste mit den Flohmarktsachen gelegt hatte. Das war Bestandteil des Geocachings, jeder, der einen Cache aufsuchte, durfte sich etwas herausnehmen, sollte aber auch selbst eine Kleinigkeit hinterlassen.

 

Antonia hatte sich ähnlich ausstaffiert. „Ich hab eine Thermosflasche Tee dabei“, erzählte sie, während sie auf den Bus warteten, der sie an den Stadtrand bringen sollte. „Damit können wir uns aufwärmen. Ist ja doch recht frisch.“ Das war keine Beschwerde, sie freute sich auf die Schatzsuche und überlegte sicherlich nicht, ob sie es nicht doch bleiben lassen sollten.

 

Die Busfahrt dauerte knapp zwanzig Minuten. Als sie ausstiegen, war es zehn vor halb vier, Nino schätzte, dass ihnen noch anderthalb bis zwei Stunden Tageslicht bleiben würden. Das sollte reichen, sie hatten ungefähr zweieinhalb Kilometer Fußweg vor sich. Sie mussten natürlich auch an den Rückweg denken, aber wenn es da schon dämmerte, war das nicht ganz so schlimm.

 

„Dann mal los!“, meinte Nino, während sich die Türen des Busses hinter ihnen schlossen und der Bus anfuhr. Antonia und er waren die Einzigen, die ausgestiegen waren, die Haltestelle lag mehr oder weniger im Nirgendwo. Ein Stück die Straße hoch und runter gab es jeweils zwei oder drei Häuser, ansonsten erstreckten sich auf der einen Seite Felder, auf der anderen der Wald.

 

Ein paar Meter vom Haltestellenschild entfernt begann ein Waldweg, gerade breit genug, dass ein Auto ihn befahren konnte. Reifenspuren verrieten, dass das zumindest gelegentlich auch passierte; allerdings verwehrte wenige Meter von der Einmündung in die Straße entfernt eine Schranke Unbefugten die Weiterfahrt.

 

Nino und Antonia umrundeten die Schranke und tauchten in den Schatten der Bäume ein. Nino hatte sein Handy in der Hand, auf dem Display wurde eine Karte der Umgebung angezeigt. Das Ziel hatte er in Form von GPS-Koordinaten eingegeben, wenn er etwas herauszoomte, war am oberen Bildschirmrand der Punkt zu sehen, der es markierte.

 

Um sie herum war alles still. Sobald sie die Straße ein Stück hinter sich gelassen hatten, schluckten die Bäume die Geräusche der vorbeifahrenden Autos. Außer den Schritten der Jugendlichen auf dem gewalzten Boden war nur gelegentlich das Rascheln eines kleinen Tieres im Laub zu hören.

 

„Wie weit seid ihr früher hier gelaufen?“, erkundigte Nino sich unterwegs. „Den Weg hier kenne ich gar nicht“, gab Antonia zu. „Wir sind immer bis zu einem Parkplatz gefahren und von dort aus dann losgewandert. Meistens so eine Stunde, glaube ich, viel mehr war’s wohl nicht. Ich war ja noch im Kindergarten damals. Manchmal stand im Sommer ein Eiswagen auf dem Parkplatz, das weiß ich noch.“

 

***

 

Nach einer halben Stunde hatten Nino und Antonia den Unterstand erreicht, bei dem der Cache irgendwo versteckt sein sollte. Jetzt mussten sie schauen, die GPS-Koordinaten nutzten ihnen nun nichts mehr. Auf der digitalen Karte wurde der Punkt zehn Meter hinter dem Unterstand im Wald angezeigt, aber das musste nicht stimmen. GPS hatte gewisse Abweichungen, die durch unterschiedliche Faktoren bestimmt wurden, das konnten schon um die zehn Meter sein.

 

Genau dafür gab es die Beschreibung, die die Schatzsucher auf dem letzten Stück führen sollte. Dass die Leute ein bisschen suchen mussten, war allerdings Teil des Spiels, deshalb gab es keine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Cache. Am Unterstand sollte er sein, hieß es, und weder vergraben noch in einem Baum oder Busch versteckt.

 

Der Unterstand war übersichtlich: Ein Spitzdach mit achteckigem Grundriss, gehalten von hölzernen Pfosten, eine Wand aus Brettern, die den Unterstand zur Hälfte umschloss, Bänke aus halbierten Baumstämmen. Wo sollte da etwas versteckt sein?

 

Hinter den Bänken lag nichts, das wäre auch zu einfach gewesen. Aber es war das einzige Versteck, das Nino einfiel, ansonsten war der Unterstand ja leer. Auf Hohlräume in den Wänden brauchte man kaum zu spekulieren, das waren einfache fingerdicke Holzbohlen, garantiert nicht in doppelter Reihe mit Abstand dazwischen. Er umrundete den Unterstand und arbeitete sich in den Wald vor, versuchte, den Punkt zu finden, der auf der digitalen Karten markiert war. Vielleicht gab es ja dort noch etwas, einen Zaun, einen großen Stein, irgendwas, was weder Baum oder Busch noch Erdboden war.

 

Weit kam er nicht, denn wenige Schritte hinter dem Unterstand begann ein Ilex-Verhau. „Hier ist der Cache garantiert nicht“, legte er sich fest. „Die, die den angelegt haben, waren bestimmt keine Fakire.“ „Vor allem hätten sie dann nicht geschrieben, er wäre einfach zu finden“, pflichtete Antonia ihm bei.

 

„Ich glaube, ich hab was!“, rief sie einen Moment später. Nino hatte sich gerade anschicken wollen, den Weg ein Stück weiterzugehen, um zu schauen, ob dort etwas war. Jetzt kehrte er um und lief zu Antonia, die außen an der Rückwand des Unterstands stand.

 

„Hier, schau mal!“ Antonia deutete auf eine Schnur, die von irgendwo unter dem überstehenden Dach zum Boden führte. Das untere Ende war mit einem Stein beschwert, und als Nino ihn anhob, sahen sie, dass die Schnur noch ein gutes Stück länger war. Der Rest war aufgerollt, das Ende an einem Holzstück befestigt, das wohl eine Art Griff darstellen sollte.

 

Antonia presste die Wange an die nur grob geglätteten Bretter und spähte nach oben. „Ich sehe ihn!“, verkündete sie. „Die Schnur geht oben über den Balken, am anderen Ende hängt er. Komm, wir lassen ihn runter!“

 

Das war schnell getan, sobald Nino der Schnur etwas Spiel gab, spürte er, wie der Cache als Gegengewicht auf der anderen Seite nach unten zog. Antonia fing ihn auf, eine mit Acrylfarbe bemalte Gefrierdose.

 

Mit dem Öffnen wartete sie, bis Nino bei ihr war. Gold und Edelsteine waren natürlich nicht zu erwarten, wer Reichtümer ernten wollte, war beim Geocaching falsch. Nino und Antonia fanden ein buntes Sammelsurium von kleinen Spielzeugen, einen dünnen, golden glänzenden Armreif, der sicherlich nicht aus echtem Gold war, zwei Tütchen Sammelbilder von der letzten Fußball-WM, Buntstifte, Aufkleber und noch ein paar andere Sachen. Ein dünnes Holzbrett, das offensichtlich mit einer Heißklebepistole befestigt worden war, teilte an der Seite ein schmales Fach ab für ein Notizbuch nebst Bleistift. Dort sollten Besucher sich eintragen, sodass sich im Lauf der Zeit eine Historie ergab, wie oft und zu welchen Zeiten der Cache geöffnet worden war.

 

Antonia überflog die Namen, aber die meisten hatten sich nur mit den Vor- oder Spitznamen eingetragen. Es war also nicht festzustellen, ob jemand darunter war, den sie kannte. Ein paar Einträge in großen, unbeholfenen Buchstaben stammten sicherlich von Kindern, die gerade erst schreiben lernten. Die letzten Besucher, zumindest die letzten, die sich auch eingetragen hatten, waren im Advent da gewesen.

 

Antonia nahm den Stift, um ihren Besuch zu vermerken. „Schreib ruhig für mich mit“, meinte Nino. Antonia nickte, schrieb das Datum und dann Nino + Antonia darunter. „Ups, das kann man auch falsch verstehen“, stellte sie fest, und ihre Wangen färbten sich leicht rosa. „Egal, weiß ja keiner, dass wir das sind.“

 

Sie verstaute Stift und Notizbuch und schaute, was sie im Austausch für ihr Freundschaftsarmband mitnehmen sollte. „Das hab ich vorhin extra noch gemacht“, erzählte sie. „Wer weiß, vielleicht treffe ich ja irgendwann jemanden, der es trägt.“

 

Schließlich nahm sie den Armreif. „Ich glaube, der steht mir“, meinte sie. „Was nimmst du?“ Nino ließ kurz unschlüssig die Hand über der Gefrierbox kreisen und griff sich dann die Buntstifte. Er hatte dafür keine Verwendung, aber seine Schwester würde sich freuen. Janine war zehn und zeichnete ganz gern.

 

***

 

Später saßen Nino und Antonia auf der Schranke, die die Einfahrt in den Waldweg blockierte. Der Bus zurück in die Stadt fuhr nur einmal in der Stunde, bis der nächste kommen würde, hatten sie noch eine ganze Weile Zeit. Aber langweilig wurde ihnen nicht, sie tranken Tee, aßen Plätzchen und redeten über alles Mögliche.

 

„War eine klasse Sache!“, fasste Antonia das Erlebte zusammen, als sie ihre Sachen zusammenräumten, um rechtzeitig an der Bushaltestelle zu sein. „Ich hätte echt Lust, das noch öfter zu machen.“ „Ich auch“, stimmte Nino ihr zu. „Hat wirklich Spaß gemacht. Die Suche, und auch, dass wir das zusammen gemacht haben.“

 

Er bemerkte, dass Antonia ihn von der Seite ansah, und spürte, dass er leicht rot wurde. Aber hätte erlügen sollen? Es hatte ja wirklich Spaß gemacht, und das hatte ganz viel auch an Antonia gelegen. Er mochte ihre Art, und ja, es würde ihm gefallen, öfter etwas mit ihr zu unternehmen. Was sich daraus entwickelte … Wer wusste das schon? Vielleicht würde das Schicksal ja Gefallen daran finden, wahr werden zu lassen, was seit einer Dreiviertelstunde im Notizbuch des Caches stand. Und vielleicht war es schon der erste Schritt in diese Richtung, dass Nino darüber nachdachte und den Gedanken nicht völlig abwegig fand.