Eigentlich ist Minigolf nur ein Hobby für Verena. Doch als sie die Einladung für ein Turnier sieht, an dem jeder teilnehmen kann, ist ihr Ehrgeiz geweckt. Weil sie die meisten, die häufiger zum Spielen kommen, zumindest flüchtig kennt, rechnet sie sich sogar ganz gute Chancen auf einen der vorderen Plätze aus. Aber dann bringt das Los sie mit Paul in eine Mannschaft, und der will einfach keinen guten Rat annehmen. Willi, der gemütliche Rentner, muss dazwischengehen, und er scheint sich seine eigenen Gedanken zu machen, was den Streit der Kinder angeht …
Autorenplauderei: Spickzettel
In dieser Geschichte wird es stellenweise ganz schön technisch. Damit ich hier keinen Unsinn verzapfe, hatte ich während des Schreibens auf dem zweiten Bildschirm fast durchgehend eine Seite offen, auf der die einzelnen Bahnen genau beschrieben werden. Recherche gehört natürlich immer dazu, aber selten habe ich so intensiv mit Spickzettel gearbeitet.
1. Loch: Die Minigolferin
Die Minigolfanlage im Park lag etwas versteckt, mehrere Reihen Büsche schirmten sie zu Straße hin ab. Nur ein schlichtes Holzschild verriet am Parkeingang, dass es hinter den Büschen mehr gab als nur Spazierwege zwischen noch mehr Büschen. Trotzdem war die Anlage immer gut besucht, vor allem am Wochenende. Viele Spieler kamen regelmäßig, und gerade sonntagnachmittags waren viele Familien mit Kindern da. Auch ein Club war auf der Anlage beheimatet und trug regelmäßig Turniere aus. Die Mannschaften spielten sogar recht weit oben.
Verena gehörte zu den Stammgästen, die nicht im Verein spielten, und war gar nicht so viel schlechter als die Jugendspieler des Clubs. Seit anderthalb Jahren spielte sie regelmäßig, und in der Zeit hatte sie Schläger und Bälle gut zu beherrschen gelernt.
Von ihrem Taschengeld hätte sie sich das so oft nicht leisten können, denn natürlich kostete die Nutzung für alle, die nicht im Verein waren, Eintritt. Aber ihre Eltern gaben ihr das Geld für ein oder zwei Runden in jeder Woche, das verbuchten sie in die gleiche Kategorie wie die Beiträge für den Badmintonverein, in dem Verena ebenfalls war. Die Idee, in den Verein zu gehen, stand im Raum, aber bis jetzt hatte Verena sich noch nicht dazu durchringen können. So ernst war ihr das Hobby dann doch nicht, und sie wusste nicht, ob sie überhaupt Turniere spielen wollte. Sie war eigentlich zufrieden mit ihren Ergebnissen, meistens 34 oder 36 Schläge, aber ein bisschen würde sie sich wohl doch noch verbessern müssen, bis es für ein Turnier reichte. Außerdem würde sie eine eigene Ausrüstung brauchen, die Leihschläger waren stabil, genügten aber keinen höheren Ansprüchen. Auch die Bälle waren nicht billig, manche kosteten über 20 Euro, und selbst die Jugendspieler hatten alle schon 15, 20 Stück oder noch mehr. Manche von den Erwachsenen hatten richtige Ballkoffer mit Schaumstoffeinlagen, einem Fach für jeden Ball und Kühlakkus und Taschenwärmern, um die Bälle immer auf optimaler Temperatur zu halten. Oft sah Verena sie stundenlang einen neuen Ball ausprobieren, und Spieler von anderen Mannschaften machten sich manchmal schon Wochen vor einem Turnier mit der Anlage vertraut.
2. Loch: Die Einladung
Am Tag nach Ostern entdeckte Verena am Kassenhäuschen ein Plakat: Jedermann-Turnier am nächsten Samstag. Im ersten Moment dachte sie sich nicht viel dabei und schaute nur beiläufig hin. Wenn Turniere stattfanden, war die Anlage für andere Besucher natürlich gesperrt, und deshalb wollte sie den Termin wissen.
Doch in diesem Fall waren es umgekehrt die Vereinsspieler, die draußen bleiben würden. Der Betreiber der Anlage lud ein zu einem Turnier für alle, die nicht im Verein waren und deshalb sonst keine Chance hatten, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Er lobte attraktive Preise aus, behielt aber für sich, welche genau.
Verena überlegte nicht eine Sekunde. Da würde sie auf jeden Fall mitmachen, vorausgesetzt, sie war nicht zu jung dafür. Ein Mindestalter war nicht angegeben, aber vielleicht richtete sich das Turnier trotzdem nur an Erwachsene, und Verena war erst zwölf. Die Teilnahmegebühr, 5 Euro, würde sie sogar von ihrem Taschengeld bezahlen, wenn es sein musste, aber sie war fast sicher, dass sie das Geld von ihren Eltern wiederbekommen würde.
Anne, die Frau des Platzbetreibers, die oft die erste Schicht übernahm, beantwortete die offenen Fragen: Nein, es gab keine Altersgrenze, jeder, der in der Lage war, den Schläger zu halten, war willkommen. Auch die Erfahrung spielte keine Rolle, der Modus war so geplant, dass eher unerfahrene Teilnehmer und Teilnehmerinnen nicht völlig auf sich gestellt sein würden.
Damit war es entschieden, und Verena trug sich in Teilnehmerliste ein.