Der Anfang
Die Geschichte beginnt am ersten Donnerstag im Januar, und sie nimmt ihren Anfang mit einem Anruf von Elena. Elena ist die Trainerin meiner Mädchenfußballmannschaft, und zwar die beste, die
ich mir vorstellen kann.
Was sie mir zu sagen hat, haut mich erst mal um: Wir, das heißt die älteren aus der Mädchenmannschaft, sollen unsere Damenmannschaft bei der Hallenstadtmeisterschaft vertreten. Im ersten
Moment denke ich, das muss ein Scherz sein, aber Elena macht keine Witze.
So etwas ähnliches habe ich im Sommer schon einmal erlebt. Auch da hat es mit einem Anruf von Elena angefangen. Es war ein Samstag, und wir sollten nachmittags das Finale der
Stadtmeisterschaft gegen die Mädchen vom FC spielen, aber Elena hätte das Spiel um ein Haar abgesagt. Die fünf Ältesten aus der Mannschaft sind krank von ihrer Klassenfahrt zurückgekommen,
darunter auch Alina, Elenas jüngere Schwester. Wir hätten also kaum eine Mannschaft zusammengekriegt, und zu allem Überfluss hat Elena sich auch noch bei Alina angesteckt.
Aber ich wollte unbedingt das Finale spielen, notfalls in Unterzahl. Ich hab Elena gesagt, dass mein Vater mit uns fahren würde, und danach hab ich überall so getan, als hätte Elena mich
beauftragt, die Trikots zu holen oder den Spielbericht auszufüllen. Um ehrlich zu sein, ich hab gelogen, dass sich die Balken biegen! Ich hab sogar Joana und Verena aus der E- und F-Jugend
mitgenommen, ohne ihre Trainer zu fragen.
…
Was haben wir gefeiert danach! Ich musste Elena natürlich gestehen, dass das mit meinem Vater eine Lüge war, aber sie hat nicht geschimpft. Am Telefon hat sie mit der Turnierleitung
vereinbart, dass die uns auf ihre Kosten mit Pommes und Kuchen vollstopfen soll, und eine Woche später, als alle wieder gesund waren, hat sie noch mal eine Riesenparty im Vereinsheim
organisiert.
Jetzt erklärt mir Elena, dass die Hallenstadtmeisterschaft der Damen ganz kurzfristig vorverlegt worden ist. An dem Tag, an dem sie ursprünglich stattfinden sollte, wird die Halle für was
anderes gebraucht, Elena weiß auch nicht genau, wofür. Muss wohl was ganz Hochklassiges sein, dass da so kurzfristig andere weichen müssen. Ich schätze, die Ausrichter, die jetzt statt in
zwei Wochen in zwei Tagen alles vorbereiten müssen, werden schön geflucht haben.
Mindestens genauso dürfte aber auch die Trainerin von unserer Damenmannschaft geflucht haben, denn die Mannschaft hat für übermorgen schon für ein anderes Turnier zugesagt. Die Zusage soll
auf keinen Fall zurückgenommen werden, schon gar nicht so kurzfristig, denn das würde dem Ruf des Vereins schaden, und wenn es öfter vorkommt, würden unsere Mannschaften bald zu keinem
Turnier mehr eingeladen werden. Außerdem müsste der Verein ein happiges Ordnungsgeld zahlen, wenn die Mannschaft zwei Tage vorher absagt, und das Geld kann man auch sinnvoller
verwenden.
Dummerweise ist die Hallenstadtmeisterschaft aber auch eine Pflichtveranstaltung, und nicht anzutreten würde eine entsprechende Strafe nach sich ziehen. Irgendwie muss der Verein also zu
beiden Turnieren eine Mannschaft stellen. Einfach den Kader der Damenmannschaft teilen geht nicht, dafür stehen am Wochenende nicht genügend Spielerinnen zur Verfügung, und eine zweite
Mannschaft gibt es bei den Damen nicht. Da man auch nicht mal so eben ein halbes Dutzend Spielerinnen neu verpflichten kann, war also klar, dass wir Mädchen einspringen müssen. Der Vorstand
hat sich dann mit Elena und mit der Trainerin der Damenmannschaft zusammengesetzt, und gemeinsam haben sie entschieden, dass sie die Mannschaften nicht mischen wollen. Wer wo antritt, war
dann wohl relativ schnell klar, einerseits wegen der Fahrerei, weil das Turnier, das die Damenmannschaft im Kalender stehen hat, fast zweihundert Kilometer entfernt stattfindet, und
andererseits, weil man uns nicht in ein Turnier schicken will, bei dem schon in der Vorrunde ein Bezirks- und ein Landesligist auf uns warten. Wir sind durch den Coup im Sommer ja nicht
plötzlich zu einer Übermannschaft geworden, auch wenn wir in der Liga nach der Hinrunde auf einem guten vierten Platz stehen.
Mehr, als dass wir das Ordnungsgeld vermeiden, verlangt aber auch bei der Hallenstadtmeisterschaft keiner von uns. Zumindest nicht offiziell, aber ich hab das Gefühl, die haben sich bei ihrer
Krisensitzung etwas zu gut an mein Husarenstück im Sommer erinnert. So ganz beiläufig erfahre ich nämlich, dass man bei der Damenmannschaft nicht auf Elena verzichten will, die dort als
Spielmacherin gesetzt ist: Bei der Stadtmeisterschaft darf also Sophie Abel, Spezialistin für unmögliche Unterfangen, die Kastanien aus dem Feuer holen. „Keiner erwartet von euch, dass ihr
mit dem Pokal zurückkommt, Sophie.“ sagt Elena zu mir. „Fahrt hin und habt Spaß!“
Turniervorbereitung
Damit wir nicht völlig unvorbereitet ins Turnier gehen, setze ich ganz kurzfristig für Freitagnachmittag noch eine Trainingseinheit an. Meine Kameradinnen sind zwar alle schon ein paar Jahre
im Verein, und jede hat in dieser Zeit auch schon in der Halle gespielt, aber in diesem Winter war da noch nichts. Im Moment sind eh noch Weihnachtsferien, da findet sowieso kein Training
statt, und Hallenzeiten sind auch verflixt schwer zu kriegen. (…) Elena hätte mir halblegal zwei Stunden in der Halle ihrer alten Grundschule verschaffen können, weil sie den Hausmeister
kennt, aber ich hab dankend abgelehnt, als sie mir das angeboten hat. Ich war nämlich auch auf der Schule und weiß deshalb, dass die Halle viel zu klein ist für unsere Zwecke. Mit der
F-Jugend würde es vielleicht gerade noch gehen, aber nicht mit B- und C-Juniorinnen. Die würden sich bloß gegenseitig über den Haufen rennen, selbst wenn man die Mannschaften noch weiter
verkleinert, und wenn eine mal richtig abzieht, dann würde der Ball gegen alle vier Wände flippern, ehe er wieder runterkommt. An gepflegten Fußball ist unter solchen Umständen nicht zu
denken, und ich würde höchstens riskieren, dass sich noch eine verletzt.
Stattdessen treffen wir uns – schon um zwei, weil es im Winter ja auch früh dunkel wird – auf einem Bolzplatz, der auf allen Seiten von hohen Stahlzäunen umgeben ist. Ich hab extra den
ausgesucht, obwohl wir dann alle mit dem Bus hinfahren müssen, denn die meisten anderen Bolzplätze haben nur Zäune aus Maschendraht, und die eignen sich längst nicht so gut als Bande. Aber
genau darauf, die Situation in der Halle möglichst genau nachzustellen, kommt’s mir ja an. Indem wir mit der Hacke Torauslinien in die Asche ziehen, aber an den Seiten mit Bande spielen,
haben wir genau die Voraussetzungen, die uns auch morgen in der Halle erwartet.
SG Vorwärts
Nach dem Umziehen bleiben alle ruhig auf den Bänken sitzen und warten, dass ich ihnen sage, wie ich mir Aufstellung und Taktik vorstelle. Keine versucht, mir reinzureden, sie hören zu und
nicken. Martha spielt natürlich im Tor, sie wird auch als einzige durchspielen, wenn sie sich nicht verletzt. Ansonsten fangen Alina, Jenny, Enya und ich an, damit habe ich noch Hatice und
Anna für die Defensive und Sarah und Miliana für vorne in der Hinterhand. Anna könnte ich notfalls auch in der Offensive bringen, als Linksverteidigerin macht sie immer viel Druck nach vorne
und tauscht oft die Position mit Kitty, die links im Mittelfeld spielt, heute aber altersbedingt nicht dabei ist. Spielen werden auf jeden Fall alle, da muss sich keine Sorgen machen, dass
sie zu kurz kommt; Hallenfußball ist irre schnell, und es gibt kaum Erholungspausen, weil durch die Bande weniger Bälle im Aus landen und Abstöße, Eckbälle und Freistöße innerhalb weniger
Sekunden ausgeführt werden müssen, sobald der Ball bereit liegt. Wir werden also regelmäßig frische Kräfte brauchen, und abhängig davon, was die anderen Mannschaften uns entgegenstellen,
werde ich vielleicht auch taktisch wechseln. Hatice ist zum Beispiel nicht überragend schnell, aber dafür groß und kräftig, was richtig wertvoll werden kann, wenn wir es mit einem
Kopfballungeheuer zu tun bekommen, oder mit so einem Schrank, der Alina oder mich einfach plattwalzen würde.
Fortuna
Doch ewig kann das nicht gut gehen, und irgendwann muss Martha dann doch den Ball aus dem Netz holen. Es ist im Grunde das gleiche Schema, auch wenn die lange Fortuna-Stürmerin den
Größenvorteil nicht zu einem Kopfball direkt aufs Tor nutzt, sondern nach hinten ablegt. Ganz schön clever, denn weil ich mich vorschriftsmäßig zwischen sie und das Tor gestellt habe,
versperrt sie mir jetzt den Weg zum Ball, wir versperren Martha beide gemeinsam die Sicht, und eine zweite Fortuna-Spielerin hindert Hatice dran, die Lücke zuzumachen. So ist der Schuss nicht
nur für Martha unhaltbar, auch eine Nadine Angerer oder eine Hope Solo hätte ihn nicht rausgeholt.
Kein Grund, irgendjemandem einen Vorwurf zu machen, und auch kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Noch wäre genug Zeit, um den Ausgleich zu machen, auch wenn ich diesmal das Gefühl habe,
dass es sehr, sehr schwer werden könnte. Die Fortunen sind ein etwas anderes Kaliber als die SG Vorwärts, sie sind momentan auch Tabellenführer in der Kreisliga und werden ziemlich sicher am
Ende der Saison in die Bezirksliga aufsteigen.
BV 08
Beim Anstoß lasse ich mir von Miliana den Ball vorlegen und ziehe einfach ab. Eine Spielerin vom BV, die noch dazwischengehen will, entscheidet sich schnell um und nimmt im letzten Moment den
Kopf aus der Schussbahn, was ihren grauen Zellen vermutlich auch besser bekommt. Ich hab wirklich mit Vollspann voll draufgehauen, aber das ist keine hilflose Wut, die sich so ein Ventil
verschafft, sondern Berechnung. Mir ist nämlich aufgefallen, dass die Torfrau des BV 08 grundsätzlich nicht faustet. Dadurch ist sie trotz ihres guten Stellungsspiels und ihrer Reflexe auf
der Linie bei harten Schüssen verwundbar, und tatsächlich passiert genau das, was ich mir erhofft hab: Sie lässt den Ball klatschen, und Miliana verwandelt den Abpraller, noch ehe die
Torhüterin nachfassen oder eine Verteidigerin den Ball wegschlagen kann.
Damit sind wir wieder dran, und was einmal funktioniert hat, kann durchaus noch ein zweites Mal klappen. Die können sich ja auch keine neue Torfrau schnitzen, und die, die sie haben, wird so
schnell auch nicht aus ihrer Haut können.
Was dem BV zu unserem Anschlusstreffer einfällt, ist ziemlich langweilig: Sie probieren aus, ob sie das gleiche Spielchen mit uns machen können. Hat sich was, Martha ist eine derart komplette
Torhüterin, die weiß, wann sie besser faustet. Bei diesem Gewaltschuss tut sie es, da gibt’s keinen Nachschuss mehr, denn die Zuschauer auf der obersten Tribünenreihe spielen nicht mit. Den
fälligen Einkick fange ich ab und schicke Miliana steil; die Torhüterin kann ihren Schuss mit den Fingerspitzen um den Pfosten drehen.
Täuscht mich das, oder kriegen wir tatsächlich Oberwasser? Die vom BV scheinen geschockt, ihre Aktionen werden fahrig, obwohl sie führen und selbst dann noch Zweiter blieben, wenn sie gegen
uns den Ausgleich kassieren. Nur verlieren dürfen sie nicht, dann sind sie nämlich auf jeden Fall draußen und stehen Montag in der Zeitung als die Mannschaft, die es gegen Mädchen vergeigt
hat. Schwirrt ihnen dieses Szenario schon im Hinterkopf rum und lähmt sie?
Viertelfinale
Eigentlich müsste ich Elena mal anrufen, aber ich denke mir, damit warte ich noch, bis ich weiß, was am Ende wirklich rauskommt bei uns. Irgendwie will ich mir die Spannung noch ein bisschen
erhalten, ehe ich die Bombe platzen lasse.
…
„Wir sind nicht rausgeflogen!“ löse ich endlich auf. Dürften ja genug Leute bei Elena sein, die sich um sie kümmern können, wenn sie in Ohnmacht fällt. „Wir sind im Viertelfinale!“
„Upf!“ oder irgendwas in der Art kommt zurück, und danach ist erst mal Schweigen im Walde, beziehungsweise in der anderen Halle, bis auf den Hintergrundlärm eben, so lange, bis ich mich
bemüßigt fühle, nachzufragen, ob Elena noch da ist. „Das ist ein Witz, oder?“ fragt Elena matt.
…
Ich bin mutiger geworden, als Marschroute habe ich vorgegeben, da weiterzumachen, wo wir gegen den BV 08 aufgehört haben. Da hatten wir über weite Strecken das Heft in der Hand, und wenn wir
dem SSV unser Spiel aufdrücken können, dann kann das nur unser Vorteil sein.
Doch das Heft in die Hand zu nehmen, ist nicht so leicht, wenn der Gegner nicht mitmacht. Die Damen vom SSV spielen wenig damenhaft, nämlich körperbetont und nicht immer regelkonform. Das
allerdings machen sie geschickt, und die junge Schiedsrichterin, die wahrscheinlich erst sechzehn oder siebzehn ist, ist einfach noch zu grün hinter den Ohren, um das immer zu
durchschauen.
…
Weil direkte Freistöße in der Halle nicht erlaubt sind, lege ich kurz für Enya vor, und der Rest ist einfach fein anzusehen. Jenny, die auf den zweiten Ball lauert, kann sich aufs Zuschauen
verlegen, denn Enya zirkelt den Ball wunderschön in den kurzen Winkel. Obwohl das Tor einen halben Meter niedriger und zwei Meter schmaler ist als draußen, kann die Torfrau sich strecken, wie
sie will, der passt dermaßen genau, den kann sie nicht halten. Das hätte wenn die Mauer besorgen müssen, aber Enya hat dem Ball nicht nur Schnitt zur Seite mitgegeben, sondern auch einen
Rückwärtsdrall, so dass er zwar hoch genug über die Mauer gegangen, dann aber schnell wieder runtergekommen ist. Nur so konnte sie ihn sicher über die Mauer kriegen, ohne dass er auch
deutlich über die Latte geht.
Halbfinale
Wir wissen, bei wem wir uns dafür bedanken müssen, und eine Sekunde später weiß Martha auch, dass wir es wissen: Zwei gehalten und selbst verwandelt, damit ist sie endgültig die Heldin des
Tages. Noch bevor der Pfiff der Schiedsrichterin verhallt ist, sind wir bei Martha, drängen uns um sie, umarmen sie und reißen sie mit uns zu Boden. Sie wird unter uns begraben, geherzt,
gedrückt, ich ertappe mich dabei, sie auf die Stirn zu küssen. Wir johlen, lachen, schreien durcheinander, es ist ein Haufen Freude in ihrer reinsten Form.
Finale
Dass unsere Taktik aufgeht, macht sich nicht nur daran bemerkbar, dass unser Tor in den ersten zwei Minuten nicht ein einziges Mal ernsthaft in Gefahr gerät, sondern vor allem auch daran,
dass die lange Stürmerin danach ausgewechselt wird. Die Trainerin der Fortunen hat gesehen, dass wir uns auf ihr Patentrezept eingestellt haben, und muss sich etwas anderes einfallen
lassen.
Eine Mannschaft, die in die Bezirksliga aufsteigen will, muss natürlich taktisch flexibel sein, immer einen Plan B haben und schnell auf eine veränderte Spielsituation reagieren können. Die
Fortuna kann, zieht nämlich jetzt ein schnelles Kurzpassspiel auf, ähnlich wie der BSV im Halbfinale. Man merkt aber, dass das nicht ihre stärkste Waffe ist, wir bekommen häufiger den Fuß
dazwischen und können selbst mehr nach vorne machen.
Wir versuchen, Jenny und Enya mit Pässen in die Tiefe in Szene zu setzen, vor allem Jenny, weil sie die schnellere von beiden ist. Ein paarmal sieht es auch richtig gut aus, aber die
Torhüterin der Fortuna ist nicht schlecht und kann ihren Kasten sauber halten. Auf der anderen Seite präsentiert sich aber auch Martha wieder in blendender Verfassung, und so steht es zur
Hälfte der Spielzeit immer noch 0:0.
Siegerehrung
Für uns gibt es kein Halten mehr. Wir stürmen los, begraben Martha unter uns, Hatice, Miliana, Anna und Sarah kommen von der Bank dazu, und plötzlich sind auch die anderen auf dem Feld, die
heute nicht spielen durften und trotzdem nicht fehlen wollten. Alle werfen sie sich in unser Knäuel hinein, Kitty und Svea, Paula und Jacqueline, Milena, Josefa und Joana, und zum Schluss
springt Verena noch oben drauf. Bald weiß keine mehr, wo oben und unten ist und wen sie da gerade eigentlich herzt und abbusselt, aber egal, alles egal, es trifft auf jeden Fall die Richtige.
Jede von uns hat ihren Anteil, ob als Spielerin oder als Unterstützerin auf der Tribüne, wir alle zusammen haben das möglich gemacht.
Party
Es versteht sich von selbst, dass wir jetzt nicht einfach zum Tagesgeschäft übergehen, duschen, umziehen, nach Hause fahren. Ich glaube, das könnte jetzt keine von uns, so einfach nach Hause
gehen, meine ich, wir werden heute Abend auf jeden Fall noch was zusammen machen.
Wir haben Zeit, den nächsten Bus kriegen wir eh nicht, und danach fährt erst in einer halben Stunde wieder einer. Also ganz in Ruhe duschen, anziehen, die Sachen einpacken, ich muss noch bei
der Turnierleitung vorbei, um den Spielbericht zu unterschreiben, und dann können wir uns so ganz langsam mal auf den Weg zur Haltestelle machen.
Bis dahin weiß Elena natürlich Bescheid, und ihre Anweisung ist unmissverständlich: Ab ins Vereinsheim und Party machen. So, wie ich sie kenne, war das von Anfang an der Plan, selbst wenn wir
mit drei Klatschen im Gepäck nach der Vorrunde nach Hause gefahren wären, aber mit dem Pokal dabei wird die Sache natürlich richtig rund.
…
Irgendwann schneit auch die Damenmannschaft rein, die angesichts unseres Triumphs über das eigene, weniger erfolgreiche Turnier gar nicht erst reden will. Sie lassen uns hochleben, Elena
herzt jede einzelne von uns, und natürlich müssen wir alle noch mal alles erzählen.
Zwei von den Damen nehmen die Musikanlage in Betrieb, es sind genug CDs mit angesagter Musik da, Joana und Verena sind die ersten, die anfangen, zu tanzen. Absolute Partystimmung, wir haben
Spaß, und ein bisschen frage ich mich, woher wir nach dem Turnier, das uns doch alles abverlangt hat, überhaupt noch die Kraft dafür nehmen. Es ist egal, die Stimmung ist auf jeden Fall top,
und ich will mich gar nicht mit irgendwas anderem beschäftigen.